Die Großbundenbacher Gerichtsulme
Im Vorgarten des ehemaligen Schulhauses stand bis vor etwa 15 Jahren eine Ulme, die vor Jahrhunderten als Gerichtsbaum diente. Sie stürzte nach ihrem Absterben bei einem Sturm und lag seitdem, von Gestrüpp überwuchert, zwischen den Sträuchern.
Bei einer Aufräumaktion entfernten Bürger die Stammreste und sicherten die Holzüberreste. Schnell war klar, das dieses historische Überbleibsel nicht als Brennholz enden, sondern einer würdigen Verwendung zugeführt werden sollte.
Mit der Firma Holzart von Erwin Würth aus Petersbächel fand man einen engagierten Holzkünstler, der sich dieser Aufgabe angenommen hat.
Der Stamm hat der Künstler in seinem Atelier für die Verarbeitung vorbereitet.
Ein Fachmann hat das Alter des Baumes bestimmt und kam auf sagenhafte 516 Jahre. Das bedeutet, dass dieser Baum in Großbundenbach das Licht der Welt erblickte, 50 Jahre nachdem die Grafen von Steinkallenfels die Herrschaft in Großbundenbach übernommen hatten. Etwa zur selben Zeit wurde Amerika entdeckt, Kaiser Maximilian I. von Habsburg regiert das Deutsche Reich, der Ablaßhandel der Katholischen Kirche blühte auf und Martin Luther schlug kurz danach seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg.
Erbfolgekriege, Bauernkrieg, 30-jähriger Krieg, Französiche Revolution und zwei Weltkriege hat dieser Baum überlebt. Er hat die Einwohner Großbundenbachs von der Feudalherrschaft und Leibeigenschaft bis zur Demokratie begleitet und ungezählte Schulkinder haben unter seiner Krone Schatten gesucht.
Seine eigentliche Bestimmung war aber wohl seine Bedeutung als Gerichtsbaum, also der Baum, unter dem regelmäßig Gericht gehalten wurde. (In der Regel handelte es sich dabei um sehr alte und markante Bäume, die oft bereits in vorchristlicher Zeit eine mythologische bzw. mystische Funktion hatten.)
Großbundenbach hatte aufgrund seiner Grafschaft eine eigene Gerichtsbarkeit,
siehe Zeittafel, bzw. Dorfchronik.
Dadurch wurde der Baum Ort der regelmäßigen Gerichtsversammlung. Den Einwohnern wurde er zum zentralen Treffpunkt im Dorf.
Die Gemeinde hat es erreicht, aus den Überresten dieses Natur- und Geschichtsdenkmals Kunstwerke zu schaffen, durch die das Bewußtsein für die Geschichte dieses Ortes weitergetragen wird.
Zu diesem Anlass eröffnete am 25.8.2013 die Ausstellung zu dem Thema:
"Ein halbes Jahrtausend unter der Großbundenbacher Gerichtsulme- das Mühen um Gerechtigkeit" Perspektiven und Annäherung an einen ortsgeschichtlich bedeutenden, altehrwürdigen Zeitzeugen der Großbundenbacher Heimatgeschichte.
Der Künstler Erwin Würth stellte die vom Großbundenbacher Ulmenholz gefertigten Kunstwerke aus und erläuterte seine Objekte.
Ein Vortrag zur Geschichte des Rechts in den letzten 500 Jahren rundete die Ausstellung thematisch ab.
Bilder zur Ausstellung
Die aus diesem Holz geschaffene Skulptur: "Tröste Dich" wird in der Aussegnungshalle des Friedhofes aufgehängt und zeugt somit von der über 800-jährigen Geschichte dieses Ortes.